„Heute braucht kein Mensch mehr eine mechanische Uhr.“
Zu erleben, wie Schweizer Uhren gefertigt werden, und sich in kleinem Kreis mit Inhabern und Managern der Branche über unternehmerische Fragen auszutauschen – das bietet die exklusive impulse-Unternehmerreise durch die Schweiz, samt Ideen, wie man sich in radikal verändernden Märkten behaupten kann. Geleitet von impulse-Verleger Dr. Nikolaus Förster führt die Reise vom 17. bis zum 20. Februar 2020 von Zürich über Solothurn und Biel durch den Jura bis nach Lausanne und Genf – mit der Chance, hinter die Kulissen großer Marken, unabhängiger Manufakturen und vielversprechender Startups zu schauen.
BORGWARD-UHREN, Die goldene Borgward-Zeit ist schon mehr als ein halbes Jahrhundert her. 1963 kam es zu einem jähen Ende, als die Bremer Automarke – damals die Nummer fünf der Branche – Insolvenz anmelden musste. Der Ingenieur und Automobilfabrikant Carl Friedrich Wilhelm Borgward hatte Mitte der 20er-Jahre in Bremen seinen Betrieb gegründet, der zu Hochzeiten Autos in 57 Länder exportierte – die Modelle „Goliath“, „Hansa“, „Isabella“ und „Arabella“. Bis heute klingt der Name nach. Die Markenrechte für die Autos liegen inzwischen bei chinesischen Investoren. Sie versuchen, die Marke – gemeinsam mit dem Urenkel des Gründers – neu zu erfinden. Als Uhrenmarke aber ist die Renaissance längst gelungen: Das Unternehmerpaar Jürgen und Nicole Betz ist seit zehn Jahren dabei, die Borgward als Uhrenmarke zu etablieren – in ihrer Schwarzwälder Uhrenmanufaktur in Efringen-Kirchen, nur wenige Kilometer von der schweizerischen Grenze entfernt. Seither entstehen dort hochwertige mechanische Uhren. Jürgen Betz, ein gelernter Maschinenbautechniker, der lange die Produktion einer Zifferblattfabrik leitete, verwirklicht damit einen unternehmerischen Traum: Er war seit jeher von der Kultmarke fasziniert, seine Vater fuhr eine „Isbella“. Wir besuchen das Unternehmerpaar in ihrer Manufaktur: Wie gelingt es, das Lebensgefühl der 1950er-Jahre aufleben zu lassen – und für die Vermarktung einer hochwertigen mechanischen Uhr zu nutzen?
www.borgward.ag/
OMEGA Die Wurzeln der Marke Omega reichen bis 1848 zurück. Als letzter Buchstabe des griechischen Alphabets steht „Omega“ für „Vollendung“, die Bezeichnung sollte im 19. Jahrhundert die Qualität der Uhrwerke betonen. Berühmt ist das Modell Omega Speedmaster Professional, das 1969 bei der Apollo-11-Mission zum Einsatz kam, also die erste Uhr war, die auf dem Mond getragen wurde; auch heute noch setzt die NASA Omega-Uhren ein. Im Zuge der Quarz-Krise der Schweizer Uhrenindustrie fusionierte Nicolas Hayek in den 1980ern die kriselnden Uhrenunternehmen ASUAG und SSIH. Zu den Marken, die auf diese Weise überlebten, gehörte auch Omega. Seit 2016 ist Raynald Aeschlimann Präsident der Marke. Zuletzt machte die Gruppe mit der Entwicklung amagnetischer Materialien auf sich aufmerksam, etwa der Nivachron-Spirale. Wir besuchen die 2019 eröffnete futuristische Swatch-Zentrale („Cité du Temps“) mit ihrer 140 Meter langen Holzkonstruktion, der Manufaktur und dem neuen Museum und treffen den Omega-Präsidenten.
www.omegawatches.com
CHRISTOPHE CLARET Jahre lang arbeitete Christophe Claret mit seiner Firma RPC, die er anfangs mit Dominique Renaud und Giulio Papi führte, als Spezialist für Komplikationen für Uhrenmarken wie Ulysse Nardin oder Harry Winston – und blieb zunächst selbst im Hintergrund. 1989 gründete er eine eigene Manufaktur und baute eine Vielzahl hochkomplexer Uhren, etwa die weltweit ersten mechanischen Armbanduhren mit integrierter Spieluhr, eine Grande Complication mit 827 Einzelteilen oder Armbanduhren mit einem zweifach rotierenden orbitalen Tourbillon, mit Roulette- oder Blackjack-Mechanismen. 2011 startete er die Marke „Christophe Claret“. Heute fertigt er die Uhren mit 75 Mitarbeitern in einer Villa aus dem 19. Jahrhundert, dem „Soleil d’Or mansion“ im Uhrmacher-Mekka Le Locle. Neben eigenen Modellen und Einzelanfertigungen arbeitet das Team auch für andere Marken – immer mit dem Ziel, Grand Komplikationen neu zu interpretieren. Wir treffen den Gründer Christophe Claret in Le Locle.
www.christopheclaret.com
CUERVO Y SOBRINOS Diese Marke verbindet zwei unterschiedliche Kulturen miteinander: lateinamerikanisches Lebensgefühl mit eidgenössischer Präzision. Die Wurzeln gehen auf das Jahr 1882 zurück, als die kubanische Familie Cuervo ein Atelier öffnete, dann das Geschäft schnell ausbaute und expandierte. Es war die Zeit, als Havanna als „Perle der Karibik“ galt. 1920 begann Cuervo y Sobrinos, auch in Paris und Pforzheim Uhren zu produzieren, 1930 auch in La Chaux-de-Fonds, dem Herzen der Schweizer Uhrenindustrie. In den 1950ern zählte die Marke Prominente wie Albert Einstein, Ernst Hemingway oder Winston Churchill zu ihren Kunden. Ein jähes Ende brachte die Revolution unter Fidel Castro im Jahr 1959. Erst nach der Jahrtausendwende wurde die Marke durch den Mailänder Uhrenhändler Marzio Villa, der sich mit seiner Diarsa-Gruppe seit 1982 auf den spanischen, portugiesischen und südamerikanischen Markt spezialisiert hatte, wiederbelebt. Seit 2003 werden wieder Cuervo y Sobrinos-Uhren im zeitlosen Vintage-Design angeboten, seit 2009 gibt es auch in Havanna wieder ein Atelier samt Museum. Wir treffen CEO Massimo Rossi in der Manufaktur in Le Noirmont.
www.cuervoysobrinos.com
BOVET FLEURIER, Ursprünglich in London gegründet, verlegte der Uhrmacher Edouard Bovet seine Fabrik 1822 ins schweizerische Fleurier. Die Firma spezialisierte sich anfangs auf den Handel mit China und baute Taschenuhren mit ungewöhnlich langer Gangdauer. 1918 wurde die Firma verkauft, wechselte mehrmals den Besitzer, bis sie schließlich 1989 von Parmigiani Fleurier und 2001 vom Quereinsteiger Pascal Raffy übernommen wurde. Dem Libanesen, der an der Sorbonne Politik und Sprachen studiert hatte, war es gelungen, mit einem neuen Labor, das unter anderem Impfstoffe produzierte, binnen zehn Jahren mehr als 700 Millionen Dollar umzusetzen. 2001 – mit Ende 30 – verkaufte er sein Unternehmen und stieg in die Uhrenbranche ein. Wie stark er investierte, wurde sichtbar, als er 2006 die Bovet-Manufaktur in Dimier und eine eigene Zifferblattfabrik eröffnete. Im gleichen Jahr erwarb er im Val-de-Travers ein Schloss aus dem 14. Jahrhundert, das seit 1835 der Bovet-Familie gehört hatte: Château de Môtiers. Bovet-Uhren lassen sich unter anderem daran erkennen, dass die Krone auf der 12 steht; sie kosten zwischen 15.000 und 1,2 Mio. Franken; jährlich werden etwa 2000 Exemplare gefertigt. Wir besuchen die Manufaktur in Dimier und das Bovet-Schloss und treffen dort Inhaber Pascal Raffy.
www.bovet.com
CODE 41, Im Jahr 2016 startete der Luxusuhr-Designer Claudia D’Amore, der zuvor zehn Jahre lang Armbanduhren für Marken wie Tag Heuer oder Montblanc entworfen hatte, ein eigenes Start-up. Ziel war es, keine Uhrenmarke im klassischen Sinn zu gründen, sondern ein „Community-Projekt“ – und auf diese Weise „die verstaubte schweizerische Uhrindustrie“ aufzureiben. Ziel ist es, „Enthusiasten aus der ganzen Welt in einem Uhrmacher-Projekt zu vereinen“. Bereits im ersten Jahr gelang es, über eine Kickstarter-Kampagne 534.000 Franken einzusammeln und 57.000 Mitglieder zu gewinnen, die sich kostenlos registrieren konnten. Sie haben die Möglichkeit, über Abstimmungen Einfluss darauf zu nehmen, welche mechanischen Uhren (Design, Uhrwerk, Größe etc.) gefertigt werden. Kunden wird „totale Transparenz“ gewährt: Sie werden über die Herkunft, die Preise und die Produktion sämtlicher Komponenten informiert – so dass sie sicher sein können, tatsächlich eine exzellente Armbanduhr zu fairen Preisen zu erhalten. Und sie können – auch über offen gelegte Geschäftszahlen – verfolgen, wie sich das Start-up entwickelt. Wir treffen in Lausanne den Gründer Claudio D’Amore.
www.code41watches.com
„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“
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