Regeln für starke Texte
Die sieben wichtigsten Regeln für Texte, die fesseln

Die meisten Texte verlieren Ihre Leser schon nach den ersten Sätzen. Warum? Sie verstoßen gegen diese simplen Regeln für prägnante Sprache.

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Regeln Texte
© misterqm/photocase.com

1. Streichen Sie leere Worthülsen und werden sie konkret

„Digitalisierung“, „Praktikabilität“ „Moderne Kommunikationsformen“– lesen Sie solche Ausdrücke auch ständig? Das liegt daran, dass viele Menschen zu faul sind, zu schreiben, worum es wirklich geht. Machen Sie es besser, werden Sie konkret.

Ein Beispiel: Ein Versicherungsmakler schrieb mir:

„Wir bieten eine bedarfsorientierte Beratung […]. Von uns erhalten Sie ein individuelles, passgenaues Gesamtkonzept; modern und wandlungsfähig.“

Wörter wie „modern“ klingen erstmal positiv. Aber was ist damit eigentlich gemeint?

Mein Gegenvorschlag: „Wir verkaufen Ihnen ein Versicherungspaket, das zu Ihnen passt: Sie bekommen nicht weniger – aber definitiv auch nicht mehr, als Sie brauchen. Und wenn Sie heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen? Dann passen wir Ihre Versicherung einfach an.“

2. Prüfen Sie Ihre Substantive

Verben machen einen Text stark – Substantive lahm (vor allem die, die auf –ung enden).

Beispiel:

Statt „Wir bieten Messerealisierung“

schreiben Sie: „Wir entwerfen und bauen Messestände.“

Zur Person
Nicole BaselNicole Basel leitet als Chefredakteurin die impulse-Redakteurin. Sie schreibt vor allem zu Führungs- und Marketingthemen. Als Schreibcoach zeigt Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, mit welchen Kniffen sie Texte schreiben, die verkaufen.

3. Streichen Sie Ihre Floskeln

Mögen Sie Briefe, die Sie vom Finanzamt bekommen? Nein? Dann verzichten Sie auch selbst auf Beamtendeutsch.

Aus „zu diesem Zeitpunkt“ wird „jetzt“.

Aus „nicht mehr wegzudenken“ wird „gehört einfach dazu“.

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Aus „wir arbeiten lösungsorientiert“ wird „wir suchen Lösungen“.

Prinzip verstanden?

4. Hören Sie auf, mit Expertenwissen zu protzen

Benutzen Sie ein Wort, das mehr als fünf Prozent der Leser nicht verstehen? Dann hat es in Ihrem Text nichts zu suchen. Wer gelesen werden will, der sollte simple Worte wählen. Schopenhauer hat es auf den Punkt gebracht: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“

5. Kürzen Sie Ihre Sätze

Sätze die uns in Erinnerung bleiben:

„Deutschland ist Weltmeister!“

„Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen.“

„Ich bin ein Berliner.“

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„Wir sind das Volk.“

Sätze, die nicht in Erinnerung geblieben wären:

„Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat mit einem Sieg gegen Ungarn im Wankdorfstadion in Bern die Endrunde der Fußballweltmeisterschaft gewonnen.“

Oder: „Ich bin ein Einwohner der Stadt Berlin.“

Oder: „Wir sind die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik.“

Sagen Sie’s kurz. Vermeiden Sie Nebensätze. Das menschliche Hirn kann Hauptsätze am besten erfassen. Sätze mit zwei oder mehr Nebensätzen überfordern uns. Faustregel: Je wichtiger die Aussage, desto kürzer der Satz.

6. Halten Sie Subjekt und Prädikat zusammen

Die deutsche Sprache hat eine Besonderheit: Man kann Subjekt und Prädikat beliebig weit auseinanderziehen.

Beispiel: Er (Subjekt) hatte diesen Freund, der mit ihm lachte und ihn tröstete, der mit ihm Fische fangen ging und bei dem er sich so geborgen fühlte, wie bei keinem anderen Menschen, leider noch nicht getroffen (Prädikat).“

Der Leser muss sich durch eingeschobene Nebensätze mit 29 Wörtern kämpfen, ehe er die Bedeutung des Satzes erfassen kann.

Subjekt und Prädikat sollen nah beieinander stehen.

Etwa so: „Er hatte diesen Freund noch nicht getroffen. Ein Freund, der mit ihm und lachte und ihn tröstete. Ein Freund, der…“

7. Nutzen Sie kurze, starke Wörter

Die deutsche Sprache hat noch eine Besonderheit: Sie lässt Worte mit beliebig vielen Silben zu.

Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz

Oder: Telekommunikationsüberwachungsverordnung

Nicht nur Juristen neigen zu solchen Ungetümen.

Ein Personenkraftwagen ist ein Auto.

Die Bevölkerung ist das Volk.

Aggressionspotential ist Wut.

Grundnahrungsmittel sind Brot und Milch.

Durchforsten Sie nun Ihren Text: Streichen oder ersetzen Sie Worthülsen, Substantive, Floskeln. Zerschlagen Sie lange, komplizierte Sätze. Nutzen Sie kurze und prägnante Wörter. Und schließlich: Testen Sie Ihren Text. Ist er jetzt leicht zu lesen?

So testen Sie Ihren Text:

  • Mit dem Laien-Test: Geben Sie jemandem Ihren Text, der fachfremd ist. Versteht er den Text beim ersten Lesen?
  • Mit dem Vorlesetest: Laut zu lesen kommt vielen komisch vor. Überwinden Sie sich: Lesen Sie Ihren Text laut vor. Kommen Sie ins Stottern? Dann ist Ihr Text zu kompliziert.

Wer leicht verständlich schreiben will, muss sich Mühe geben. Aber diese Mühe lohnt sich. Nur wer frische, verständliche Texte schreibt, der wird auch gelesen.

Lektüretipp: Wolf Schneider: Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß. Rororo, 9,99 Euro.

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1. Streichen Sie leere Worthülsen und werden sie konkret „Digitalisierung“, „Praktikabilität“ „Moderne Kommunikationsformen“– lesen Sie solche Ausdrücke auch ständig? Das liegt daran, dass viele Menschen zu faul sind, zu schreiben, worum es wirklich geht. Machen Sie es besser, werden Sie konkret. Ein Beispiel: Ein Versicherungsmakler schrieb mir: „Wir bieten eine bedarfsorientierte Beratung […]. Von uns erhalten Sie ein individuelles, passgenaues Gesamtkonzept; modern und wandlungsfähig.“ Wörter wie „modern“ klingen erstmal positiv. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Mein Gegenvorschlag: „Wir verkaufen Ihnen ein Versicherungspaket, das zu Ihnen passt: Sie bekommen nicht weniger – aber definitiv auch nicht mehr, als Sie brauchen. Und wenn Sie heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen? Dann passen wir Ihre Versicherung einfach an.“ 2. Prüfen Sie Ihre Substantive Verben machen einen Text stark – Substantive lahm (vor allem die, die auf –ung enden). Beispiel: Statt „Wir bieten Messerealisierung“ schreiben Sie: „Wir entwerfen und bauen Messestände.“ [zur-person] 3. Streichen Sie Ihre Floskeln Mögen Sie Briefe, die Sie vom Finanzamt bekommen? Nein? Dann verzichten Sie auch selbst auf Beamtendeutsch. Aus „zu diesem Zeitpunkt“ wird „jetzt“. Aus „nicht mehr wegzudenken“ wird „gehört einfach dazu“. Aus „wir arbeiten lösungsorientiert“ wird „wir suchen Lösungen“. Prinzip verstanden? 4. Hören Sie auf, mit Expertenwissen zu protzen Benutzen Sie ein Wort, das mehr als fünf Prozent der Leser nicht verstehen? Dann hat es in Ihrem Text nichts zu suchen. Wer gelesen werden will, der sollte simple Worte wählen. Schopenhauer hat es auf den Punkt gebracht: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“ [mehr-zum-thema] 5. Kürzen Sie Ihre Sätze Sätze die uns in Erinnerung bleiben: „Deutschland ist Weltmeister!“ „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen.“ „Ich bin ein Berliner.“ „Wir sind das Volk.“ Sätze, die nicht in Erinnerung geblieben wären: „Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat mit einem Sieg gegen Ungarn im Wankdorfstadion in Bern die Endrunde der Fußballweltmeisterschaft gewonnen.“ Oder: „Ich bin ein Einwohner der Stadt Berlin.“ Oder: „Wir sind die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik.“ Sagen Sie’s kurz. Vermeiden Sie Nebensätze. Das menschliche Hirn kann Hauptsätze am besten erfassen. Sätze mit zwei oder mehr Nebensätzen überfordern uns. Faustregel: Je wichtiger die Aussage, desto kürzer der Satz. 6. Halten Sie Subjekt und Prädikat zusammen Die deutsche Sprache hat eine Besonderheit: Man kann Subjekt und Prädikat beliebig weit auseinanderziehen. Beispiel: „Er (Subjekt) hatte diesen Freund, der mit ihm lachte und ihn tröstete, der mit ihm Fische fangen ging und bei dem er sich so geborgen fühlte, wie bei keinem anderen Menschen, leider noch nicht getroffen (Prädikat).“ Der Leser muss sich durch eingeschobene Nebensätze mit 29 Wörtern kämpfen, ehe er die Bedeutung des Satzes erfassen kann. Subjekt und Prädikat sollen nah beieinander stehen. Etwa so: „Er hatte diesen Freund noch nicht getroffen. Ein Freund, der mit ihm und lachte und ihn tröstete. Ein Freund, der…“ 7. Nutzen Sie kurze, starke Wörter Die deutsche Sprache hat noch eine Besonderheit: Sie lässt Worte mit beliebig vielen Silben zu. Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz Oder: Telekommunikationsüberwachungsverordnung Nicht nur Juristen neigen zu solchen Ungetümen. Ein Personenkraftwagen ist ein Auto. Die Bevölkerung ist das Volk. Aggressionspotential ist Wut. Grundnahrungsmittel sind Brot und Milch. Durchforsten Sie nun Ihren Text: Streichen oder ersetzen Sie Worthülsen, Substantive, Floskeln. Zerschlagen Sie lange, komplizierte Sätze. Nutzen Sie kurze und prägnante Wörter. Und schließlich: Testen Sie Ihren Text. Ist er jetzt leicht zu lesen? So testen Sie Ihren Text: Mit dem Laien-Test: Geben Sie jemandem Ihren Text, der fachfremd ist. Versteht er den Text beim ersten Lesen? Mit dem Vorlesetest: Laut zu lesen kommt vielen komisch vor. Überwinden Sie sich: Lesen Sie Ihren Text laut vor. Kommen Sie ins Stottern? Dann ist Ihr Text zu kompliziert. Wer leicht verständlich schreiben will, muss sich Mühe geben. Aber diese Mühe lohnt sich. Nur wer frische, verständliche Texte schreibt, der wird auch gelesen. Lektüretipp: Wolf Schneider: Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß. Rororo, 9,99 Euro.