Überflüssige Adjektive: Werden Sie zum Adjektiv-Mörder!

„Wenn Sie ein Adjektiv sehen, bringen Sie es um.“ Diese simple Regel macht Ihre Texte besser. FOTO: .marqs / photocase.de
„Wenn Sie ein Adjektiv sehen, bringen Sie es um. Vielleicht nicht in jedem Fall. Aber bringen Sie die meisten um – dann ist der Rest wertvoll.“ Das hat der amerikanische Autor Mark Twain einmal über Adjektive, auch Wie- oder Eigenschaftswörter genannt, geschrieben.
Andere pflichten ihm bei: „Bevor Sie ein Adjektiv hinschreiben, kommen Sie zu mir in den dritten Stock und fragen, ob es nötig ist“, soll der französische Zeitungsverleger Georges Clemenceau seinen Journalisten geraten haben.
Woher kommt diese Skepsis gegenüber dem Adjektiv? Eine Antwort erhält man, wenn man Adjektive durch passende Verben oder Substantive ersetzt.
Mit Adjektiv | Ohne Adjektiv |
Er lief schnell über die Straße. | Er rannte über die Straße. |
Sie wohnen in einem großen Haus. | Sie wohnen in einer Villa.
Sie wohnen in einem Palast. Sie wohnen auf einem Landgut. |
Sie trug eine hochwertige Uhr. | Sie trug eine Uhr, die 1000 Euro gekostet hatte.
Sie trug eine Uhr aus Gold. |
Im schulischen Bereich ist sie spitze. | In der Schule schreibt sie nur Einsen. |
Heißt das nun, dass Sie alle Adjektive aus Ihrem Text streichen sollen? Mitnichten. Schließlich gibt es ganz wunderbare Adjektive: tückisch, wuschelig, hartgesotten, zauberhaft, kaltherzig, rüpelhaft, anschmiegsam, gerissen, bekloppt. Man könnte ewig fortsetzen. Und dennoch sollten Sie jedes Adjektiv überprüfen: Ist es notwendig? Wird mein Text konkreter oder sinnlicher, wenn ich es ersetze?
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Überflüssige Adjektive, die Sie streichen sollten
Unkonkrete Adjektive
Exklusiv, formschön, hochwertig, attraktiv, preiswert, praktisch, handlich, brandaktuell, traumhaft: Gerade Marketingtexter greifen gern in die Kiste mit floskelhaften Adjektiven. Das Problem: Jemand, der sich nicht anstrengt, konkret zu werden, dem glaubt man nicht. „Außergewöhnliche Angebote“, „exklusive Designs“, „hochwertige Verarbeitung“, „zuverlässiger Service“ – solche Behauptungen beeindrucken nicht. Überzeugender wird es, wenn der Schreiber sich die Mühe macht zu erklären, was hinter seiner Behauptung steckt.
Unkonkret bewertend | Konkret beschreibend |
Damen-Outdoorjacke. Hochwertige Verarbeitung. Praktisches Design. | Damen-Outdoorjacke. 100 Prozent wasserdicht durch doppelte Nähte. Luftdurchlässiges Goretex-Material. 5 wasserdichte Außen- und 3 Innentaschen bieten Stauraum. Figurbetonter Schnitt. |
Beide Texte sind keine Schönheiten. Beide strotzen von Adjektiven. Der Unterschied: Der erste Text bewertet das Produkt, der zweite beschreibt es. Dadurch gewinnt der Text an Glaubwürdigkeit.
Günter Heini
Ein sehr guter Artikel. Einiges gelernt und wieder neu darauf hingewiesen. In der Tat: wenn wir die Adjektive streichen, wirkt der Text viel dynamischer und lebendiger.
Mehly
So wahr! Vielen Dank dafür. Die Beispiele klingen alle nach schlechtem Marketing-Sprech 🙂
Andrea
Congrats. Das bete ich auch immer vor. Ihr habt es super auf den Punkt gebracht.
Äh. super bitte wieder streichen 🙂 !!!