Warum Steve Jobs und Elon Musk Fans haben – und Sie (bisher) nicht

Sie haben treue Kunden, die Feuer und Flamme für ihre Produkte sind: Steve Jobs und Elon Musk. Credit: azur13 / photocase.de
„Wenn nichts schief geht, machen Sie nicht genug Neues“, hat US-Unternehmer Elon Musk mal gesagt. Er muss es wissen: Der Unternehmer wurde als Geschäftsführer von PayPal rausgeschmissen, seine Elektroautofirma Tesla und das Raumfahrtunternehmen SpaceX standen 2008 vor dem Aus. Seine erste Rakete explodierte auf dem Jungfernflug. Und was machte Musk? Er veröffentlichte ein Video mit Zusammenschnitten all seiner Raketenexplosionen.
Musk steht zu seinen Krisen und Misserfolgen. Er lernte aus ihnen, sie machten ihm zu dem, der er heute ist: ein Unternehmer, der als superinnovativ und erfolgreich gilt und laut Forbes ein Vermögen von rund 20 Milliarden Dollar aufgebaut hat. Seine Raketen fliegen mittlerweile regelmäßig zur ISS, im Frühjahr 2018 schoss er die bislang stärkste Rakete der Geschichte ins All. Und Tesla hat einen Börsenwert von rund 50 Milliarden Dollar.
Gerade in Deutschland tun sich viele Unternehmer schwer damit, auch von Fehlern und Krisen zu berichten. Sie gelten als Makel. Dabei sind solche Geschichten natürlich besonders spannend – und auch im Marketing hilfreich. Es lohnt sich, die Eitelkeit beiseitezuschieben und nicht nur die frisch polierte Oberfläche zu präsentieren. Denn niemand mag den Glückpilz, dem alles zufliegt. Jemandem, der auch einmal durch eine Krise gegangen ist, gönnt man den Erfolg viel mehr.
Und: Fast jeder Unternehmer kann die Geschichten vom Aufstieg und Fall (oder vom Fall und Wiederaufstieg) berichten. Denn im seltensten Fall geht es mit einem Unternehmen immer nur steil nach oben.
Auch Sie können wahrscheinlich Geschichten von Krisen, Pleiten und den Lehren, die Sie daraus gezogen haben, erzählen – und sich dabei an einem erprobten Erzählschema orientieren. Denn der amerikanische Schriftsteller und Professor Ronald B. Tobias hat 20 Masterplots definiert, die sich im Storytelling bewährt haben, und erklärt, wie man Sie aufschreibt. Die Masterplots, die sich besonders gut für Unternehmer eignen, erklären wir in unserer Serie (Teil 1: „Der Underdog“ lesen Sie hier).
So erzählen Sie die Geschichte von AUFSTIEG UND FALL
Vom Tellerwäscher zum Millionär (oder andersrum): Große Erfolgs- oder Misserfolgsgeschichten faszinieren uns. Kodak war früher einer der größten Kamerahersteller und spielt heute fast keine Rolle mehr. Der dänische Spielzeughersteller Lego schrammte 2003 haarscharf an der Pleite vorbei, hatte jahrelang auf die falschen Produkte gesetzt und 800 Millionen Dollar Schulden. Dann krempelte die Firma ihr Sortiment um – und ist heute der zweitgrößte Spielwarenhersteller weltweit. Und jeder kennt die Geschichte von Steve Jobs: Einst von seinem eigenen Unternehmen ausgebootet, kehrte er Jahre später zu Apple zurück und machte den Konzern zu einem der größten der Welt.
Renate Blaes
Erstaunlich ist, dass immer nur die Erfolgsgeschichten von Prominenten der Öffentlichkeit präsentiert werden.
In den vergangenen 6 Jahren habe ich die Biografie des relativ unbekannten Unternehmers Erwin Kaeß geschrieben, der es vom armen und vaterlosen Bauernjungen zum Selfmade-Millionär gebracht hat.
Alle, die diese Biografie gelesen haben, sind des Lobes voll. Selbst der Literaturkritiker Malte Bremer vom „Literaturafe“ (ein Internetportal) hat sich sehr positiv geäußert.
Aber die Medien interessieren sich für dieses Buch leider nicht. Obwohl es eine interessante (und wohl auch gut geschriebene) Lebensgeschichte ist, die zeigt, wie man mit Fleiß und unerschütterlichem Optimismus auch Schlappen einstecken und erfolgreich werden kann.
Aber solche Geschichten werden in den Medien eben immer nur rumgereicht, wenn es sich um Prominente handelt. Bei Protagonist und Autor gleichermaßen.
Sehr bedauerlich! Und (für mich) ärgerlich. Denn hieße der Protagonist nicht Erwin Kaeß, sondern z. B. Dieter Bohlen, und hieße ich nicht Renate Blaes, sondern Christine Westermann, würde ich vermutlich von Talkshow zu Talkshow wandern. Seite an Seite mit dem Protagonisten.
Günter Heini
Hey, das sind ein paar krasse Geschichten. Ja, das stimmt schon, niemand erzählt gerne von krachenden Niederlagen oder wie er zu dem kam, was er heute macht.
Ich wechselte beispielsweise 2007 von einem gut bezahlten Job als Vertriebsleiter (Dipl.-Ing. Maschinenbau) zu einem NGO (Non governmental organization). Das war die Katastrophe meines Lebens. Und dass ich es überlebt habe, grenzt an ein Wunder.
In dem Moment, in dem ich zurück in den Vertrieb wechselte, begann die letzte Weltwirtschaftskrise. Ich war am falschen Ort in der falschen Firma zum falschen Zeitpunkt – dumm gelaufen.
Das ist mir innerhalb von 3 Jahren dreimal passiert. Das war nicht gerade spaßig. Bis ich mir sagte: „Günter, das wird dir nicht mehr passieren. Ab jetzt machst du dein eigenes Ding.“
Und machte mich als Verkaufs- und Werbetexter und Vertriebsconsultant selbstständig. Jetzt mache ich das, was ich vorher auch gemacht habe, aber ich bin mein eigener Herr.
Vielleicht schreibe ich später mal einen Roman über diese Zeit. Stoff genug hätte ich.